Romanzement
Romanzement wurde gegen Ende des 18. Jhdt. entdeckt und ist ein beinahe vergessener historischer Baustoff von europäischer Bedeutung.
Seine Hochkonjunktur erlebte er zwischen 1796 und 1920, bis er in den 20iger Jahren durch den Portlandzement verdrängt wurde. Romanzement ist ein Naturzement und ist mit hochhyrdaulischem Kalk vergleichbar. Sein Ausgangsmaterial ist Kalksteinmergel. Eines der besten Vorkommen liegt in Schwoich in Tirol, das seid der Jahrhundertwende aus rechtlichen Gründen leider nicht mehr genutzt werden darf. Heute findet man in Europa nur mehr wenige Lagerstätten, eine der bedeutendsten liegt im Raum Cervera in Spanien.
Die Entstehung von Romanzement ist einfach: Mergelklumpen werden in einem Niedertemperaturverfahren zwischen 700° und 1200°C in Schachtöfen gebrannt. Der so entstandene Zementklinker wird ohne Löschvorgang zu Pulver vermahlen. Die typischen Farben eines Romanzementes sind Ockertöne von gelbbraun bis rotbraun, Romanzement aus England kann bräunlich sein. Sollte der Zement grau sein, dann handelt es sich nicht mehr um einen typischen Romanzement.
Wir verwenden ausschließlich spanischen Romanzement der Firma Tigre, weil dieser in seiner Ursprünglichkeit erhalten geblieben ist und die höchste Qualität aller noch hergestellten Romanzemente aufweist.
Die typischen Vorteile des Romanzementes sind die sehr kurze Abbindezeit und die hohe Kapillarporosität. Dadurch sind Mauersteine diffusionsoffen.
Wir verwenden Romanzement in erster Linie um historische Mauersteine und Abdeckungen wieder herstellen zu können, zum Gießen von Skulpturen und Ornamenten für Fassaden. Wir führen Romanzement als Handelsware für Restauratoren, die diesen für Fassadenputze gerne verwenden.
Einfriedungsmauer der ÖBB Zentrale Innsbruck
Ein aktuelles Projekt ist die Sanierung einer 136m langen Mauer mit Säulen aus dem Jahr 1898 der ÖBB Zentrale in Innsbruck. Dabei sollten wir ca. 8000 Stück Mauersteine aus Romanzement in der ursprünglichen Machart wieder erstellen. Ebenso sollten die dazugehörigen Abdeckungen in verschiedenen Formen wieder original hergestellt werden.
Bevor wir jedoch mit einer derartigen Produktion beginnen, recherchieren wir die dazugehörige Geschichte der Mauer, die damalige Produktionsmethode, die verwendeten Materialien und lassen uns die eingesetzten Rohstoffe durch eine Materialexpertise belegen, um so nahe als möglich an das Original heran zu kommen. Aus „Schwoicher Kalkmergel“ brannte die Firma Kink klassischen Romanzement, der in Fässern nach Innsbruck transportiert wurde. Um das selbe Qualitätsniveau zu erreichen machten wir mit Dr. Karl Stingl in der Kartause Mauerbach einen Produktevergleich zwischen französischen Romanzement, den „Grenobler“ ( Vicat ) und Tigre Zement aus Spanien und stellten erhebliche Qualitätsvorteile zu Gunsten Tigre Zement fest. Der Tigre Zement ist dem „Schwoicher Zement“ gleichzusetzen und so setzten wir diesen Zement für unseren gesamten Auftrag ein.